Ausstellung im Diözesanmusem Rottenburg, 2014-15
Spielen als Grundbedürfnis des Menschen kann Vergnügen, Belehrung sowie ritueller Akt und symbolische Handlung sein. Auch im religiösen Bereich spiegelt sich dieser Facettenreichtum wider. Ob heiliges Spiel in der Liturgie oder frommes Kinderspiel in der Familie - die unterschiedlichen Formen haben sich in einer reichen Sachkultur niedergeschlagen, die in der Ausstellung in drei Themenbereichen präsentiert wird.
Unter dem Titel "Geistliches Spiel" wird die szenische Ausgestaltung der Feste im Kirchenjahr thematisiert. Leuchterengel, Heilig-Geist-Tauben und Palmesel werden im Erdgeschoss in Szene gesetzt
und verdeutlichen das menschliche Streben nach der "Schau des Göttlichen".
Die Ausstellungseinheit "Gott in allen Dingen" im Obergeschoss dokumentiert mit der Präsentation von Andachtsgegenständen "spielerische" Formen privater und klösterlicher Frömmigkeit.
Beide Einheiten sind in die Dauerausstellung eingeflochten und bereichern diese im Rahmen deren Themenstruktur um Aspekte der Sonderausstellung.
Im Wechselausstellungsraum im Untergeschoss lenkt die Ausstellungseinheit "Nonnenstube, Mönchsfigur und Zinnaltar" den Blick auf die bisher wenig bekannte Welt des religiösen Spielzeugs, welche vor allem um 1900 einen besonderen Aufschwung erlebte. In Raumfragmenten - die Wohnatmosphäre der damaligen Zeit nachempfindend - zeigt sich eine heute weitgehend verschwundene Spielzeugwelt mit christlichem Bezug.
Kinder spielten wohl zu allen Zeiten Erlebnisse aus ihrem Alltag und somit auch religiöse Handlungen nach. Spielzeug mit christlichem Bezug wurde jedoch erst in größerem Umfang hergestellt, als
Kindheit und Erziehung seit Ende des 18. Jh. einen besonderen Stellenwert erhielten. Nun entstanden eigene Kinderzimmer, in denen diese kostbaren und nur für das
wohlhabende Bürgertum erschwinglichen Miniaturen aufgestellt wurden.
Im späten 19. Jh. entwickelte sich dann eine vielfältige Spielzeugkultur. Ob Rollenspiel, pädagogisches Anschauungsmaterial oder Andachtsobjekt – sie alle waren fester Bestandteil der religiösen
Sozialisation um 1900, als Spielen nicht als zweckfreie Beschäftigung, sondern als Vorbereitung auf das Erwachsenenleben betrachtet wurde. Spezifisch für das katholisch geprägte Spielzeug war
hierbei, dass es neben der Vermittlung von Bibelwissen auch um das Entdecken, Nachspielen, Einüben und somit Aneignen religiöser Praxis ging.
Der Ausstellungsraum teilt sich in drei Segmente: das Kinderzimmer, das Wohnzimmer, der Kirchenraum. In jedem werden die dort genutzten Spielzeugtypen im atmosphärisch Rahmen eingebettet.