Ausstellung im Stadtmuseum Tübingen, 2015
© neonpastell
Im Rahmen des Studienprojekts „Das Private ist politisch–Proteste bewegen eine Stadt“ forschten 20 Master-Studierende der Empirischen Kulturwissenschaft am Ludwig-Uhland-Institut der Universität Tübingen zum Thema Protestkultur in Tübingen in den 1970er und 1980er Jahren. Der kulturwissenschaftliche Fokus lag hierbei auf Alltag, Lebenswelt und Handlungspraxen der Akteure des alternativen Milieus und den neuen sozialen Bewegungen in Tübingen.
Durch ethnographisch-empirische Methoden (Interviews mit Zeitzeugen, Archivrecherchen, Objekt- und Medienanalysen) entstand ein multiperspektivischer Blick auf verschiedene Tübinger „Protestkulturgeschichten“. Ziel des Projekts war es, die Ergebnisse in Form einer Interventionsausstellung im Stadtmuseum Tübingen vorzustellen. Passend zur erforschten Zeit wurde die Intervention als „Besetzung“ des Stadtmuseums realisiert, um diesem wichtigen Abschnitt der Tübinger Stadtgeschichte im Stadtmuseum den entsprechenden Raum und die besondere Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Protestbewegungen, Subkulturen, Bürgerinitiativen gehören heute auch offiziell zu den selbstverständlichen Formen bürgerschaftlichen Engagements. Diese Selbstverständlichkeit ehemals höchstumstrittener öffentlicher Einmischung hat ihre Anfänge in den Protestbewegungen der 1970 bis 1990er Jahre, den Demonstrationen, Initiativen und Hausbesetzungen aus Frauen-, Friedens- und Umweltbewegung, mit Alternativkultur und -lebensweisen, mit Stadtteilarbeit und Selbsthilfegruppen. Dieses Eingreifen der Aktiven wirkte nachhaltig auf Gesellschaft und Alltag, weil sie bisher Selbstverständliches in Frage stellten und den Alltag politisierten. Wie sich dies konkret ins Alltagsleben einer Stadt einschrieb, stellt die Interventionsausstellung genau in den entsprechenden Bereichen der Dauerausstellung des Stadtmuseums dar, indem sie diese überformt, stört und ergänzt. Unsere Aufgabe bei diesem spannenden Projekt war die Beratung zum gestalterischen Gesamtkonzept und die Begleitung bei der Erarbeitung der einzelnen Interventionen.